Fragen & Antworten – Meine Reise mit Pferd & Hund – Teil 2
Die wohl etwas ungewöhnliche Lebensweise, die ich aktuell führe, wirft einige Fragen auf und so habe ich bereits im vergangenen Beitrag Fragen & Antworten – Meine Reise mit Pferd & Hund die häufigsten 19 Fragen und Antworten zu meiner Tour zusammengestellt.
Seitdem haben mich nun weitere interessante Fragen erreicht, die ich hier als Fortsetzung in diesem Beitrag nun gerne ausführlich beantworten möchte.
Frage 20: Was isst du denn so? Du hast Pilze und Kastanien angesprochen, kochst du die in einem Campingkocher oder am Lagerfeuer? Gibt’s also richtige Mahlzeiten? Oder rettest du dich mit Brot vom Bäcker?
Antwort: Im Herbst war es noch möglich leckere Snacks für Zwischendurch am Wegesrand zu finden, aber das ist nun vorbei. Ansonsten habe ich immer einen kleinen Grundvorrat an Essen dabei, z.B. Linsen, Reis, CousCous, Nüsse, Knoblauch, Ingwer, Salz und Schokolade. Und ich versuche eigentlich immer Brot vorrätig zu haben und etwas für drauf, wie Käse, Marmelade, Honig. Da ich jeden Tag so viel Energie verbrauche ist es eine große Herausforderung auch genug Energie über die Nahrung aufzunehmen. Schon nach wenigen Wochen musste ich ein weiteres Loch in meinen Gürtel bohren. Mein Körper hat sich während der Tour stark umgestellt und ich habe abgenommen. Aber auch daran habe ich mich gut angepasst und so habe ich letztlich eine gute Balance gefunden.
Ja, es gibt ab und zu eine warme Mahlzeit, wofür ich einen Campingkocher nutze, der ausschließlich mit Holz befeuert wird – Klasse Teil, weil ich dadurch mein Brennmaterial nicht mit mir rumschleppen muss. Aber für den Kaffee am Morgen nutze ich den Kocher am häufigsten.
Lagerfeuer mache ich eigentlich nie, was ich so nicht erwartet hätte. Aber zwei wesentliche Gründe haben mich davon bisher abgehalten. Erstens bin ich am Abend nach einem anstrengenden Tag so müde, dass da bei mir keine Lagerfeuerromantik mehr aufkommt und ich froh bin, wenn alles erledigt ist und ich schlafen kann. Und zweitens schlage ich mein Lager in der Regel dort auf, wo offiziell das Zelten nicht erlaubt ist und somit versuche ich möglichst unentdeckt zu bleiben.
Frage 21: Würdest du noch mehr Fotos hochladen? Die sind ja wirklich ein Traum?
Mehr Fotos? Ja, sehr gerne. Manchmal ist das mit der Internetverbindung unterwegs jedoch so mühsam und extrem langsam, dass ich versuche die Datenmenge auf ein Minimum zu reduzieren. Und dann ist da ja auch noch der notwendige Strom für mein Handy, den ich ja nicht einfach von einem Baum abzapfen kann. Also auch auf meinen Energieverbrauch muss ich stets unterwegs achten.
Frage 22: Wo bist du gerade? Es wäre toll, deine Route nachvollziehen zu können, zumindest grob.
Stand Heute am 01. Dezember: Ich bin in Lapoutroie, in den Vogesen auf ca. 700m bei einem Bio-Bauernhof für Käseherstellung und Fleischproduktion. Es gibt hier Ziegen, Schafe, Schweine und eine Pferdezucht für Springpferde. Hier bin ich seit ein paar Wochen und gönne uns allen eine große Pause.
Ich helfe hier auf Hof jedoch täglich mit und leiste mir so die Unterkunft und Verpflegung.
Bezüglich der Route habe ich mir was einfallen lassen 😉 Voilà! In der Sidebar (rechts) von der Website habe ich nun eine Karte eingebunden, auf der alle meine bisherigen Lagerplätze markiert sind. So kann man den gesamten Verlauf nun schön nachvollziehen.
Frage 23: Wirst du oft eingeladen (zum Essen)? Könnte mir vorstellen, dass der Anblick der kleinen Reisegruppe zum spenden animieren könnte.
Ja, in der Tat sind viele Menschen unterwegs sehr interessiert und möchten mir gerne etwas mit auf den Weg geben oder laden mich sogar zu sich nach Hause ein. In Geschäften allerdings eher weniger. Einmal hat mir ein Bäcker eine ganze Tüte voll trockenes Brot für das Pferd geschenkt, andere Male habe ich danach gezielt gefragt. Beim Metzger kann man ebenfalls nach Fleischresten für den Hund fragen.
Aber eigentlich sind es die Leute auf der Straße oder die Menschen, bei denen ich auf dem Grundstück oder sogar im Haus übernachten durfte, die mir Marmelade, Honig, Käse, Obst & Gemüse, Kekse, Getränke, Wurst, Fackeln 😉 und Wanderkarten schenken. Einmal habe ich sogar Geld geschenkt bekommen.
Frage 24: Kamst du jemals in unangenehme Situationen, wo du bedrängt wurdest? Falls nicht, glaubst du daran, dass deine nicht vorhandene Angst damit zu tun hat?
Nein, bedrängt wurde ich kein einziges Mal. Aber Angst hatte ich definitiv zu Beginn. Anfangs hatte ich sogar schon Befürchtungen, sobald ich anfing mein Lager aufzuschlagen. Ich wollte absolut unentdeckt bleiben, doch das ließ sich besonders durch das Pferd nicht immer vermeiden. Und so konnte ich die Nächte zu Beginn nur mit halb geschlossenen Augen schlafen. Bei jedem kleinen Geräusch bin ich aufgeschreckt. Natürlich hatte ich auch Sorge um mein Pferd, da ich dem mobilen Weidezaun anfangs noch nicht traute. Morgens aufzuwachen und das Pferd ist nicht da, war eine meiner größten Ängste, neben der Angst, nachts von einem Fremden überrascht zu werden.
Also trotz anfänglicher Angst wurde ich nicht bedrängt und auch später nicht, nachdem meine Angst verflogen war. Ich glaube also nicht, dass dies in Zusammenhang steht.
Ich glaube jedoch, dass ein großes Problem unserer heutigen Gesellschaft die vielen Ängste sind, die viele Menschen tagtäglich mit sich rumtragen.
Wir haben Angst vor Menschen und bestimmten Situationen, wir haben Angst vor unserer Zukunft und vor schwierigen Herausforderungen, wir haben Angst etwas Neues auszuprobieren, etwas zu wagen. Und diese Ängste führen dazu, dass wir uns verschließen, uns nicht trauen, Wünsche & Träume verfliegen lassen und Vorurteile gegenüber Menschen aufbauen. Das ist sehr schade, denn letztlich sind all diese Ängste vollkommen unbegründet. Und warum? Weil wir es nicht wissen können. Ganz einfach.
Angst entsteht in unserem Kopf. Es sind Bilder, die einzig und alleine durch unseren Verstand produziert werden. Doch wenn du dir erlaubst, deinem Verstand eine Auszeit zu gönnen, dann verschwinden diese Bilder und damit auch dein Gefühl der Angst.
Meine anfänglichen Ängste zu Beginn meiner Tour haben mich tatsächlich überrascht. Ich dachte eigentlich, dass ich „mutiger“ bin und mir nichts etwas anhaben kann. Mit meinem Start fühlte ich mich sehr stark, selbstbewusst und sicher. Aber dann, noch am selben Tag, mit Einbruch der Dunkelheit fühlte ich mich auf einmal ganz klein, schwach, hilflos und allein. Ich hatte Angst. Doch nichts passierte und am nächsten Morgen wachte ich gesund und munter auf. Mit den Sonnenstrahlen und dem Tageslicht fühlte ich mich wieder stark, selbstbewusst und sicher. Doch schon am selben Abend erneut die Ängste vor der bevorstehenden Nacht. Und was ist passiert? Nichts! Am nächsten Morgen wachte ich wieder auf, fröhlich munter, selbstsicher und mutig…
Was war das also, was dieses auf und ab meiner Gefühle erzeugte? Im einen Moment fühlte ich mich stark und sicher und im nächsten klein und verunsichert? Wie kann das sein? Es waren meine Gedanken, die mit Einbruch der Dunkelheit den Vorhang fallen ließen und auf der Bühne meines inneren Auges eine Tragödie aufführten. Mit dem Moment als ich aufhörte diesem Schauspiel weiter zuzuschauen, aufhörte diese Gedanken zu denken, befreite ich mich von meiner Angst und konnte von nun an gut schlafen.
Wann immer ich in Situationen komme, die Gedanken in mir auslösen, welche Angstgefühle erzeugen, halte ich kurz inne und frage mich, ob diese Angst wirklich begründet ist und versuche meine Gedankenmühle zum Stillstand zu bringen.
Frage 25: Wo schreibst du deine Updates? Setzt du dich mit Laptop ins Cafe mit WLAN??? Und was macht das Pferd in der Zeit?
🙂 Das ist eine berechtigte Frage. Die geringe Anzahl an Beiträgen lässt jedoch vermuten, dass ich nicht viel Zeit mit der Pflege dieses Blogs verbringe.
Es ist tatsächlich so, dass ich bewusst mein Laptop Zuhause gelassen habe und nur mein Handy dabei habe. Dies hat verschiedenen Gründe:
Ich hatte mich bewusst für dieses Abenteuer in Abgeschiedenheit und in mitten der Natur entschieden. Mit nur dem notwendigsten Besitz und frei von möglich allem, was künstlich ist. Die Vorstellung abends in meinem Zelt am grellen Bildschirm meines Computers zu sitzen fand ich absurd. Außerdem möchte ich so viel Zeit, wie nur möglich in der Natur sein, wo es eben genau sowas wie ein Internetcafé nicht gibt. Und wenn man dann auch noch, wie ich hier draußen, nur begrenzt Strom zur Verfügung hat, dann beginnt man sich über die ganzen Stromfresser bewusst zu werden, die wir tagtäglich für selbstverständlich halten.
Und abschließend muss irgendeiner, in der Regel mein Pferd, den ganzen Krempel ja auch noch bergauf und bergab schleppen. Puuuhhh, also das sind ganz schön viele gute Gründe gegen ein Laptop finde ich 😉
Diese Website Wanderpferd habe ich mit großer Begeisterung und Freude aufgebaut als ich noch gemütlich und bequem in warmer und sauberer Umgebung mit scheinbar unbegrenztem Strom und Internet genug Zeit dafür aufbringen wollte. Unterwegs habe ich das alles nicht oder nur in sehr geringem Maße und so bin ich froh über meine Entscheidung lediglich mein Handy dabei zu haben. Aber weil ich so gerne schreibe und auch gerne meine Erfahrungen und Bilder teile, wollte ich mir mit der Vorbereitung dieser Website wenigstens die Option dazu offen halten. Ab und zu, auch wenn nur selten, habe ich diese Möglichkeit nun ja auch schon genutzt.
Wie auch schon den letzten Beitrag, schreibe ich auch diesen Artikel nun tatsächlich mit meinem Laptop :-D, denn mit dem Handy ist das Texteschreiben gaaaaaanz schön mühsam. Und da ich ja nun hier auf diesem Bauernhof eine etwas längere Pause einlege, hier wieder den ursprünglichen Komfort habe, wie scheinbar unbegrenzten Strom, Wlan, Sauberkeit und Wärme, so nehme ich mir gerne die Zeit dazu wieder im Netz etwas aktiver zu sein. Dazu habe ich mir mein Notebook hierher schicken lassen. Das Pferd steht in der Zwischenzeit im Stall 😉
Frage 26: Ich habe deine Erkenntnisse in deiner neuen Lebensweise schon bei deiner letzten Reise sehr genossen. Teilst du weitere mit uns? Ich finde die sehr wertvoll, da sie inspirieren.
Es freut mich wirklich sehr, wenn meine Texte begeistern, Interesse wecken und sogar inspirieren können. Das ist toll. Und ich werde das auch weiterhin gerne tun. Es ist noch nicht offiziell, aber eine weitere Website ist schon in der Mache. Bei der neuen Website geht es jedoch mal nicht um mich und meine Erlebnisse direkt, sondern um Erkenntnisse und Inspiration, die das Leben und jeden von uns betreffen. Es wird spannend 😉
Frage 27: Verdienst du unterwegs auch Geld, um dein Budget zu schonen? Helfen bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten, Beratung oder so?
Ich verdiene unterwegs kein Geld und darüber bin ich dankbar. So, wie ich aktuell lebe, brauche ich von diesem Zeug auch kaum etwas. Geld ist so schrecklich unpersönlich. Und das, was ich mir für das Geld kaufe wird dadurch auch unpersönlich. Das ist doch schade, oder?
Mir gefällt der Gedanke, dass jeder frei entscheiden kann, wie man etwas bewertet und dies nicht in Geldwert, sondern in individuellem Wert. Denn jeder ordnet seinen ganz persönlichen Wert etwas zu und je nach Situation verändert sich dieser Wert auch. Aktuell beispielsweise helfe ich jeden Tag auf diesem Bauernhof mit und die täglichen Stunden sowie die enorme körperliche Anstrengung sind in Geld ausgedrückt vermutlich deutlich mehr Wert, als das Essen, was ich in der Zeit verzehre und die Unterkunft, die ich mir mit bis zu vier Leuten teile. Und dennoch bin ich sehr gerne bereit diesen Tausch einzugehen, denn es ist genau das, was ich gerade brauche. Mit dem Geld könnte ich ja gar nichts in meiner aktuellen Situation anfangen.
So, oder so ähnlich könnte es in vielen Bereichen auch ohne Geld gut funktionieren. Und es macht die jeweilige Situation persönlicher und es bereitet Freude etwas zu tun für etwas, das man gerade wirklich braucht.
Durch meine sehr einfache Lebensweise habe ich festgestellt, dass ich in den notwendigen Bereichen auch ohne Geld oder mit sehr wenig Geld auskomme.
Frage 28: Fühlst du dich mit deiner neuen Lebensweise als Teil der Gesellschaft oder klinkst du dich bewußt aus diesen soziodynamischen Kategorisierungen aus?
Es gibt ein wunderbares Lied gesungen von Eddie Vedder (geschrieben von Jerry Hannan), welches mir aus der Seele spricht.
Setzt die Kopfhörer auf, lehne dich zurück und genieße…
Ich sehe mich als außenstehender Beobachter, der zum einen, Teil von etwas Ganzem ist und dann auch wieder für sich alleine steht. So ist das schon immer.
In der Vergangenheit habe ich mich als voll integriertes Mitglied der Gesellschaft versucht. Bin im Strom mitgeschwommen, habe versucht mich leiten zu lassen und bin dem Weg gefolgt, dem die Allgemeinheit folgt und habe mich gegen Gegner gemeinsam aufgebäumt um so die Gruppenidentität noch zu bestärken. Doch als Teil dieser Gesellschaft lernte ich die Konsumsucht kennen, die unersättliche Gier nach mehr, obwohl ich schon mehr hatte als ich brauchte. Und je mehr ich besaß, je mehr ich mich als Teil der Gesellschaft fühlte, umso gefangener wurde ich. Und innerhalb der Gesellschaft versuchte ich mich den anderen gegenüber zu behaupten, meine eigene Identität hervorzuheben um Anerkennung durch andere Gesellschaftsmitglieder zu ernten und so taten es die anderen eben auch. Diese Gruppendynamic kann und konnte ich in allen Bereichen erkennen, in denen mehrere Menschen aufeinander treffen. Teils geschieht dieses Kräftemessen untereinander in solch ausgeprägter Form, dass es irgendwann unerträglich für mich wurde. Und einmal erkannt kann ich meine Augen davor nicht mehr verschließen.
Ich frage mich: Wofür das alles? Um sich dazugehörig zu fühlen? Der Sicherheiten wegen?
Auf dieser Erde hat leider nur ein sehr geringer Teil der Menschen das besondere Privileg frei und unabhängig zu leben und das zu tun, was er möchte. Ich gehöre dazu und diese Chance nutze ich. So einfach.
Wenn du so willst, kategorisiere mich, bewerte und vergleiche mich. Stecke mich ruhig in eine Schublade, wenn du meinst, dass es von Bedeutung ist. Für mich ist es unbedeutend. Für dich mag es wichtig sein, um auch hier wieder die Gruppenidentität oder deine eigene durch die Abgrenzung zu bestärken.
Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass ich mich umso vollkommener fühle, je weniger ich mich mit meiner durch die vielen Jahre entstandenen eigenen Identität identifiziere, denn letztlich ist dies eine aus Bildern geformte Illusion. Wenn wir einmal nachts in den klaren Sternenhimmel schauen, spätestens dann müsste uns doch eigentlich bewusst werden, wie unbedeutend das Individuum ist und wie bedeutend jeder für das gesamte Ganze ist.
Eine Gesellschaft mag eine große gemeinschaftliche Gruppe sein, doch solange sich der Einzelne innerhalb dieser Gruppe als abgegrenztes Individuum betrachtet und mit allen Mitteln versucht seine Ich-Identität aufrecht zu erhalten, wird diese Gesellschaft keine Früchte tragen und seine Mitglieder bleiben in der ewigen Spirale der Illusion gefangen.
In Wahrheit hat das alles keine Bedeutung!
Das was zählt ist jetzt, in genau diesem Moment. Und jetzt ist kein Platz für solche Gedanken 😉
Frage 29: Kannst Du Dir vorstellen, dauerhaft so zu leben? Du wirkst sehr zufrieden und in Dich ruhend. Und Du bist ja auch vor diesem Wanderpferdausflug schon „ohne festen Wohnsitz“ in verschiedenen Ländern unterwegs gewesen.
Antwort: Es spielt keine Rolle, ob ich dauerhaft so lebe, denn ich lebe jetzt so und das zählt. Wer weiß schon, was morgen oder in 10 Jahren ist. Deshalb mache ich mir auch keine Gedanken darüber. Meine täglichen Wanderungen mit Pferd und Hund haben mir gezeigt, dass im nächsten Augenblick alles anders sein kann. Du kannst noch so viel planen, vorbereiten und dir vorstellen. Letztlich kannst du es nie wissen. Warum sich also die Mühe machen und wertvolle Momente in unbedeutenden Gedanken zu verschwenden? Das Leben spielt sich genau in diesem Augenblick hier und jetzt ab. Wenn wir jedoch durch unsere Gedanken ständig in die Vergangenheit oder in die Zukunft reisen, dann kosten wir den Augenblick nie wirklich aus und am Ende haben wir nicht wirklich gelebt.
Diese beschriebene Palette steht in dem Zimmer, was ich hier auf dem Bauernhof gerade bewohne. Welch ein Zufall, oder? 😉
Gerade vorgestern hatte ich ein Erlebnis, was mich wieder mal daran erinnert hat, wie manipulierend der eigene Verstand sein kann, sobald ich mich damit identifiziere.
Mein Hund war mehrere Stunden verschwunden und das fand ich seltsam, weil es zuvor noch nicht passiert ist. Ich suchte überall und sogar dort, wo sie eigentlich nicht sein konnte. Und weil ich sie nicht finden konnte begann nach einer gewissen Zeit meine Gedankenmühle zu rattern. Mein Verstand erzählte mir die beunruhigendsten Geschichten, was meinem Hund alles zugestoßen sein konnte. Durch meinen Kopf flogen die schrecklichsten Bilder. Ich konnte mich nicht mal eine Minute in Ruhe hinsetzen, um mich zu sammeln, denn in meinem Kopf hörte ich sofort Stimmen rufen: „Du kannst doch jetzt keine Pause machen! Was ist, wenn deinem Hund etwas zugestoßen ist und er deine Hilfe braucht?“. Innerlich aufgelöst suchte ich weiter und mein Verstand hatte mich mittlerweile so weit gebracht, zu glauben, dass ich meinen Hund wohl für immer verloren hatte und mich nun damit abfinden musste. Trauer stieg in mir hoch. So begann ich die Suche aufzugeben und mich mit der Situation abzufinden. Ich lief zum Haus zurück. Als ich das Haus erreichte, stand die Türe offen und mein Hund lag drinnen friedlich in ihrer Kiste 😉
Wo auch immer sie gewesen war, das spielt keine Rolle, sie war nun wieder da und alle meine Gedanken, Sorgen und Ängste zuvor waren vollkommen überflüssig gewesen, denn ich hätte eh nichts ändern können. Alles ist wie es ist und keine Gedanken dieser Welt können daran etwas ändern. Das faszinierende an dieser Geschichte für mich ist, dass erst als ich aufgehört hatte mir weitere Gedanken zu machen und begonnen hatte mich mit der Situation abzufinden und sie als das zu sehen, was sie ist, war Luna wieder da. Verrückt, oder? Zufall, oder nicht?
Frage 30: Fehlen Dir nicht manchmal soziale Kontakte? Deine Familie, Freunde, Partnerschaft? Fühlst Du Dich einsam? Während ich mir für eine gewisse Zeit eine solche Art zu leben, wie Du es tust, gut vorstellen könnte, gerade um sich selbst einfach mal besser auf die Schliche zu kommen, ist gerade dieser letzte Punkt etwas, was mich von einer dauerhaften Lebensweise dieser Art abhalten würde – mir würden meine „Lieblingsmenschen“ zu sehr fehlen (und auch eine Aufgabe zu haben, etwas beizutragen). Wie geht es Dir damit?
Soziale Kontakte habe ich mehr als ich es je erwartet hätte. Ständig treffe ich auf neue Menschen. Und es sind unglaublich viele interessante Begegnungen darunter. Aus manchen entstehen nur kurze Gespräche, manche dauern auch mal ein paar Tage, bis der eine oder der andere seinen eigenen Weg fortsetzt und aus manchen Begegnungen entstehen tiefe Verbindungen.
Menschen kommen, Menschen gehen. So ist das Leben. Und so halte ich nicht an etwas fest, was ich nicht halten kann. Mit Freundschaften ist es genauso. Es mag sein, dass zwei Freunde viele Jahre sehr eng miteinander sind, doch dann mögen die Wege Beider vielleicht jeweils in eine andere Richtung gehen und so entfernen sie sich voneinander. Das ist in Ordnung, denn so ist es eben. Doch die schönen Erinnerungen bleiben.
Die Familie bleibt, egal, wo du bist und wie lange du weg bist. Deine Familie wird immer deine Familie bleiben. Auch wenn ich die gemeinsame Zeit mit meiner Familie genieße, so bin ich mir doch bewusst, dass uns etwas ewig und überall verbindet, egal wie weit wir voneinander weg leben.
Es gibt keinen Moment in den vergangenen zwei Jahren, an den ich mich erinnern könnte, einsam gewesen zu sein. Ich erinnere mich jedoch gut daran, wie einsam ich mich zeitweise davor gefühlt habe und dies obwohl ich in einer Partnerschaft mit einem tollen Menschen war, Familie und liebe Freunde um mich hatte und einen Job mit netten Kollegen. Doch innerlich war ich damals vereinsamt. Mit meinem radikalen Lebenswandel vor zwei Jahren habe ich dafür gesorgt mich selbst wieder zu finden, die innerer Balance zu finden und das Leben wieder genießen zu können.
Ich bin davon überzeugt, dass Einsamkeit aus deinem Inneren kommt und nichts mit den äußeren Umständen zu tun hat. Selbst wenn die ganze Welt deine Freunde wären, könntest du dich einsam fühlen und ein Gefängnisinsasse mag alleine aber vielleicht der glücklichste Mensch auf Erden sein. Es kommt alles aus dem Inneren.
Es mag auch mit ein Grund sein, warum ich mich bewusst zur Zeit gegen eine Partnerschaft entscheide. Dies wäre mit Einflüssen verbunden, die stark von Außen an mir zerren würden.
Seit ich reise lebe ich mit dem Grundsatz, dass ich mich dem zuwende, was mir guttut und mich von dem abwende, was mir nicht guttut. Diese Entscheidung kann der Verstand nicht treffen, nur mein tiefes inneres Gefühl kann das.
Als ich mich für den Namen meiner Website Abenteuer-Freisein entschieden hatte, da hatte das Wort „freisein“ darin noch eine etwas andere Bedeutung für mich, als sie das heute hat. Das „freisein“ war damals bezogen auf die Befreiung von äußeren Dingen, wie Job, Wohnung und Besitz. Und in Kombination „Abenteuer freisein“ hatte dies für mich den Charakter, dass nun ein neues äußeres Leben für mich beginnen würde, mit vielen Unbekannten.
Und so war es dann auch. Ich reiste in verschiedene Länder, lernte verschiedene Menschen, Kulturen, Sprachen und Lebensweisen kennen. Alle meine Sinne wurden von Außen mit unterschiedlichsten Reizen beflügelt. Und ich sog alles mit Begeisterung auf. Nach fast einem Jahr begann sich mein Interesse nach Innen zu wenden. Meine Reise in die äußere Welt mit ihrer Gabe die Sinne zu überfluten sollte ein Ende nehmen und so flog ich zurück nach Deutschland, wo ich mich weiter und immer tiefer mit mir, dem Sinn des Lebens und vielem mehr beschäftigte und es noch immer tue.
Meine Wanderung mit Pferd und Hund ist nichts anderes als mich von allem äußeren zu befreien und nur das mit mir zu tragen, was ich tragen kann, also was mir guttut (Pferd & Hund).
Die Bedeutung von „freisein“ hat sich daher nun für mich gewandelt. Die äußeren Umstände sind wenig wichtig. Ich habe mich meiner inneren Welt zugewandt und gehe nun den Weg des inneren freiseins.
Ich bin sicher, alles hat seinen Sinn und alles ist genau so, wie es sein soll. Vielleicht muss man sich tatsächlich zuerst äußerlich befreien, um auch innerlich frei werden zu können.
Frage 31: Hattest du vor dieser Reise viel Stress und Druck z.B. im Job ?
Meinen Job habe ich bereits vor knapp zwei Jahren gekündigt und bin sehr glücklich damit. Als ich im September diesen Jahres meine Wanderung mit Pferd und Hund begonnen habe, hatte ich somit keinerlei Gedanken an meinen Job, denn der lag da ja bereits eineinhalb Jahre zurück 😉
Und auch sonst fällt mir absolut nichts ein, was mir vor dieser Tour irgendwie Druck verursacht hätte. Ich freute mich einfach riesig auf dieses neue Abenteuer.
Aber noch vor zwei Jahren, als ich noch mitten im Job steckte und an einen Ausstieg nicht zu denken war, da war ich gestresst. Hinzu kam damals noch, dass ich einfach nicht verstehen wollte, welchen Sinn dieses Leben für mich hat und ich unbedingt eine Antwort bzw. eine Lösung dafür haben wollte. Die fehlende Antwort verzweifelte mich und so wurde ich sehr unglücklich. Dieser Tiefpunkt war damals der Motor, um mein Leben zu verändern.
So, nun sind erst einmal alle Fragen beantwortet.
Falls es du gerne die ersten 19 Fragen noch mal nachlesen möchtest, die mir unterwegs während meiner Tour gestellt worden sind, dann findest du sie hier unter Fragen & Antworten – Meine Reise mit Pferd & Hund Teil 1
Und wenn du weitere Fragen hast, die du hier noch nicht beantwortet findest, dann schreib mir doch einfach eine Nachricht oder deine Frage in einen Kommentar.
Ich freu mich drauf! 🙂
Bis bald
Eure Alice
Hallo Alice,
erst einmal „Danke“, dass Du Dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Mir hast Du gerade wieder so viel „Denk-Stoff“ mitgegeben, dass ich erst einmal sprachlos bin und wohl noch eine Weile über Deine Aussagen „brüten“ werde. Ich bleibe dabei: Dein Blog, Deine Gedanken, Deine Erfahrungen sind sehr inspirierend. Besonders Deinen „Wechsel“ von der „äußeren“ zur „inneren“ Reise kann ich gut nachvollziehen, finde es aber total spannend, was Du darüber schreibst.
Weiterhin alles Gute und eine gute Reise!
Andrea