Aus meinem Wanderpferd-Tagebuch vom 21. September 2015
Aus meinem Tagebuch:
„Mittlerweile kenne ich das Datum nicht mehr und auch nicht mehr den genauen Wochentag. Es spielt auch keine Rolle mehr. Doch heute weiß ich, dass es Montag ist. Denn gestern habe ich im Ort Hermersbergerhof übernachtet, wo ich in einem Café/Restaurant etwas gegessen habe und sie mir dann mitteilten, dass morgen geschlossen sein, weil Montags immer Ruhetag ist.
Nun bin ich auf dem Weg nach Wilgertshausen und mache Rast an einem Bach mit Kaffee und einem Stück Kuchen und wir drei genießen gerade die wärmenden Sonnenstrahlen. Das klare Wasser des Bachs habe ich gleich mal für eine Haarwäsche und als Erfrischung für meine Füße genutzt. Prima! 🙂
Die Menschen, die mir unterwegs begegnen fragen mich häufig, warum ich das hier mache und warum ich unterwegs bin. Ob dies ein Urlaubsausflug sei, eine Pilgerreise, ein Reiturlaub, eine Auszeit oder ähnliches. Ich sage dann immer, dass ich bis zu den Pyrenäen wandern möchte.Doch eigentlich ist dies gar nicht der Grund. Ich habe dieses Abenteuer begonnen, weil mein Herz es mir geflüstert hat. Man könnte auch sagen, ich erfülle mir damit einen Traum. Aber es ist schließlich noch mehr. Denn eigentlich fühle ich mich als Aussteiger aus meinem bisherigen, in der Gesellschaft voll integrierten, Lebenskonzept. Ich bin auf der Suche nach alternativen Lebensweisen.
Ich liebe die Natur und Tiere und es ist einfach großartig mit meinem Pferd und Hund Tag und Nacht zusammen zu sein und dies in einer Weise, die uns unserem Ursprung, der Natur, ganz nahe bringt. Diese Tour ist nicht einfach nur ein fest geplantes Vorhaben mit konkretem Anfang und Ende. Es ist auch kein Urlaub. Eine Pilgerreise vielleicht in einer gewissen Weise, jedoch habe ich kein festes Ziel, was ich erreichen möchte, um danach wieder in meine „altes“ Leben zurückzukehren. Eine Auszeit ist es auch nicht, denn dies würde ebenfalls bedeuten, dass es endlich ist und ich danach wieder zurückkehre. Nein, das passt alles nicht so recht. Für mich ist dies aktuell das Leben, was ich führe. Heute bin ich hier, morgen bin ich vielleicht ganz woanders. Ich führe quasi ein Nomadenleben mit Pferd und Hund und ich lasse mich treiben, wohin mein Herz mich trägt.
Zurück in meine alte Welt möchte und kann ich auch gar nicht mehr. Denn diese „alte Welt“ war geprägt von Tätigkeiten die ich nur des Geldes wegen gemacht habe, aber wofür ich keine Freude empfinden konnte. Und dann habe ich dieses Geld ausgegeben für Dinge, die ich eigentlich gar nicht brauchte.
Ich habe mich bewusst gelöst aus unnötigen Abhängigkeiten, die auf Dauer für mich Leid und Unzufriedenheit bedeuten. Meine Bedürfnisse sind nun auf ein Minimum heruntergeschraubt und das macht mich gelassen und zufrieden. Zuvor in meinem Hamsterrad empfand ich die mir zur Verfügung stehende Zeit immer unzureichend und zu schnell vorübergehend. Nun hat sich mein Empfinden für Zeit drastisch geändert und ausgedehnt. Es fühlt sich an, als hätte ich alle Zeit der Welt. Ich lebe im Hier und Jetzt und mache mir lediglich Gedanken um Essen und Trinken, oder darum, welchen Weg ich als nächstes einschlage. Ich lebe in der Natur, passe mich ihr an und lerne von ihr. Mit jedem Tag weiß ich besser, wie ich einen guten Lagerplatz für die Nacht ausfindig mache. Mein Leben ist in gewisser Weise nun sehr einfach und bescheiden, jedoch voll von positiver Spannung, Leben und Genuss. Negativen Stress gibt es kaum und meine innere Geschwindigkeit hat sich an den natürlichen Rhythmus angepasst. Langsamkeit, Ruhe und Gelassenheit. Die Dinge nehmen, wie sie sind. Schönheit genießen und die tief verwurzelte Verbindung zu allem spüren. Großartig!“
Das ist es: Zeit, Raum vergessen, die Momente genießen, was Morgen kommt nicht daran denken, die Vorsorge schwindet,einfach nur sein.
Hi hallo gruß aus abenheim
Wollte mal nachfragen bist du noch unterwegs?
Würde mich freuen von dir zu hören gruß marcus. Freund von Hubertus